Silje Nergaard
MI•14•12•22
20••30

KONZERT in der Vergangenheit

The Norway of Jazz N° 125

Silje Nergaard

Dominosteine, Zimtsterne und Spekulatius-Kekse finden sich schon im September in unseren Supermärkten. Wir können aber drei Kreuze machen, dass sich die Radio-Stationen nicht bereits im Frühherbst trauen Weihnachtslieder in die Dauerschleife zu schicken. Das machen sie erst in der Adventszeit – und nerven trotzdem damit. Auch die norwegische Sängerin Silje Nergaard hat die schmalzigen Klassiker im Dezember schnell satt und überlegte sich, wie es wäre, mal etwas anderes Liedgut zum Fest der Liebe beizutragen. Sie fand zeitloses Material, das ihr gerecht wurde, das vor sie Überzuckerung bewahren wollte und das sich zurückhaltend festlich aufbereiten ließ. Sie interpretiert für uns nun Songs von Joni Mitchell, Paul McCartney oder Vince Guaraldi und griff zusammen mit ihrem Schwager Mike McGurk auch selbst zur Feder – ein wunderschönes, ein wärmendes Weihnachtsgeschenk überreicht sie uns damit.

Silje Nergaard, nach der in Japan übrigens ein Wein benannt wurde, gehört zu den populärsten Sängerinnen des nordischen Jazz und inspirierte viele Frauen in ihrer Heimat. Dass plötzlich überall weibliche Stimmen aus Norwegen und Schweden zu hören war, ist auch ein wenig ihr Verdienst. Dem Gitarristen Pat Metheny verdankt sie den ersten großen Karriereschub, und an der Seite des Pianist Tord Gustavsen konnte sie Kritiker wie Publikum für sich einnehmen.