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Kaiserpark

 

Erzherzogin Sophie erwarb im Sommer 1853, nach der in Bad Ischl gefeierten Verlobung ihres Sohnes, Franz Joseph, das Dr.Eltz-Haus und ein Jahr später die dazugehörigen Gründe als Hochzeitsgeschenk für das Kaiserpaar. Das alte Landhaus blieb als Mitteltrakt bestehen und wurde später durch seitliche Anbauten und Nebengebäude vergrößert. Gleichzeitig begann der aus Laxenburg berufene Hofgärtner, Franz Rauch, den Kaisergarten im landschaftlichen Stil anzulegen. Charakteristische Elemente des Parkes wurden die zwei großen und drei kleineren Wiesenräume, die durch unterholz-freie Baumgruppen sowie Einzelbäume belebt und durch den abwechslungsreichen Gehölzsaum der Wäldchen begrenzt werden. An markanten Punkten des Parkes wurden in den Jahren 1855­-60 die Staffagebauten, das Cottage, das Spiegellusthaus und die Gloriette errichtet. Die gestaltenreiche Springbrunnenanlage aus weißem Marmor, geschaffen von Viktor Tilgner, wurde im Jahre 1881 am Vorplatz aufgestellt. Der reich bestückte Pleasureground (Blumen-garten) bestand aus den rund um eine Vase aus Erz gruppierten Rundbeeten und aus dem mit Blumen ausgelegten Doppeladler vor dem Kaiserzimmer. Er war 30 Jahre lang in kontinuierlicher Betreuung von Hofgarteninspektor Hanke.
Nach dem 1.Weltkrieg wurde der Park der Kaiservilla für die Bevölkerung geöffnet. Ab 1926 pachtete die Wiener Molkerei das Cottage, heute Marmorschlößl genannt, und eröffnete ein "Milch­und Kaffeehaus" mit Gastgarten. Zur Zeit unterhält das Oberösterreichische Landesmuseum darin ein Fotomuseum.

Der Kaiserpark wird, aus der Stadt kommend über die gut erhaltene Kaiserbrücke, die den Ischl-Fluß überspannt, betreten. Der breite, von ein und dreiarmige, mit Silberkronen geschmückten Kugellampen flankierte Auffahrt mündet in den bekiesten Vorplatz. Obwohl der landschaftliche Charakter auch hier vorherrscht, ist der Vorplatz durch die symmetrische Anordnung seiner Einrichtung und Verzierung auch mit der Architektur in enger Verbindung. Die "Bildhauerkunst" des Gebäudes setzt sich fort in der Dreier-Gruppierung der Brunnenfiguren. Die aufsteigende Fontäne und die dahinter im Rasen plazierte Skulptur aus Edelerz, der "Lauscher" (ein Geschenk der Königin von England an Kaiserin Elisabeth), betonen die Mittelachse der Villa. Die in Ziergefäßen auf-gestellten Lorbeerbäumchen und die kugelförmigen Zwergzypressen vor den Nebeneingängen unterstreichen die Symmetrie. Die an der Villa angebauten Lauben und Säulen sind mit Pfeifenwinden-sträuchern (Aristolochia macrophylla) berankt. Auf der Westseite schließt sich das Rasenbeet des ehemaligen Pleasuregrounds an den Vorplatz an, nach Norden die große Parkwiese. Sie ist durch drei Baumgruppen belebt. Ganz unten steht die Fichtengruppe, und obwohl durch natürlichen Abgang stark dezimiert, ist sie noch immer eine majestätische Erscheinung. Die Schwarzpappel-Gruppe ist in dem ansteigenden Gelände ein wichtiger Faktor der Perspektive. Die oberste, aus Esche und Ahorn bestehende Gruppe markiert die achsiale Verbindung zwischen der Villa und dem Spiegelpavillon. Der Gehölzbestand rund um die Wiese ist sehr abwechslungsreich und besteht zum Teil aus mächtigen Exemplaren von Rotbuchen, Linden, Kastanien, Blutbuchen, Flügelnußbäumen, Hainbuchen und Fichten. Im Norden erfolgt der Übergang vom bewaldeten Bergrücken des Jainzen in den Park nahtlos.

Auf halber Höhe des Aufstieges, am Rand des dichten Bestandes ver­birgt sich hinter einem lockeren Laubvorhang die Gloriette. Sie ist über einen Serpentinenweg zu erreichen. Die in Achteckform er­baute zarte Eisenkonstruktion, sie wird auch Türkischer Garten­pavillon genannt, war der Verlobungspavillon der jüngsten Tochter des Kaiserpaares. An höchster Stelle des Waldweges steht im Schatten von mächtigen Rotbuchen das Spiegellusthaus, eine achteckige, leichte Holzkonstruktion, die zwischen den vier Säulen der Rückseite mit Spiegeln versehen war. In ihnen spiegelte sich die südliche Bergwelt von Bad Ischl. Die zierliche Holzkonstruktion ist aber selbst auch ein Blickfang vor der dunklen Gehölzkulisse. Nach einem leichten Abstieg durch die Eichenallee ist das Marmorschlößl zu erreichen. Das aus rotem Untersberger Marmor erbaute Cottage, der Lieblingsaufenthalt von Kaiserin Elisabeth, ist im dichten Gehölzbestand verborgen und steht nur mit der Villa und mit der westlichen Bergwelt in Blickbeziehung. Die grazile Eisenkonstruktion der rund um die Marmorfassade des Schlößchens laufenden Loggia, ist mit wildem Wein und Pfeifenwinde berankt. Sie verhüllen das Schlößchen noch zusätzlich zu dem dichten Gehölzbestand, in dessen Mitte es steht, und verleihen ihr einen romantischen Charakter.


"Von den Nadelbäumen um das Marmorschlößl erregen unsere besondere Aufmerksamkeit: hohe und niedere Föhren, dunkle Eiben, fremde Fichten und Tannen, Lebens- und Sadebäume". Von hier aus nimmt der große Rundgang seinen Anfang, und es führen Abstiege am Rand der großen Wiese oder durch den dichten Bestand aus Blutbuchen, Linden, heimischen und orientalischen Fichten, Scheinzypressen, Hängebuchen, Eschen, Tulpenbäume, Flügelnußbäume, Nordmannstannen etc, zur Villa zurück.
Die Wäldchen, Haine, Alleen sind in ihrer Art sehr vielfältig. Sie bestehen aus vorwiegend einheimischen Gehölzen. Im südlichen Teil des Parkes wurden auch fremdländische Arten eingebracht. Am nördlichen Rand ist der gewachsenen Waldbestand erhalten geblieben.

Die Abfolge von großen und kleinen Wiesen vermittelt ein abwechslungsreiches Landschaftserlebnis, denn sie sind von ihrer Lage, Ausstattung und Stimmung her verschiedenartig. Ihr Blütenreichtum und das Licht- und Schattenspiel, das von den Randgehölzern und den Baumgruppen hervorgerufen wird, bringt Farbe und Leben in den Park.
Das leicht ondulierende Wegenetz führt durch Wäldchen und an den Wiesenräumen entlang, immer im Schutze der Bäume, die sie in Form von Baumgruppen oder Alleen begleiten (Das Prinzip "Sehen aber nicht gesehen werden", täuscht Menschenleere im Park vor). Im Verlauf der Wege öffnen sich immer wieder neue Gartenszenerien und kurze Blickverbindungen zwischen den Gartenräumen, der Villa, dem Cottage und den Pavillons und auch über die Grenzen des Parkes hinaus, zum Dachstein, Rosenkogel, Predigststuhl, Kalvarienberg, Jainzen und zur Katrin.
Dank der kontinuierlich durchgeführten sachkundigen Pflege hat sich der Kaiserpark seit seiner Entstehung nicht viel verändert.

Im Kaiserpark verwandelt sich die rauhe Bergwelt zu einem mit Licht und Farbe umfluteten, sanft gestalteten, vielfältigen Landschaftsgarten, der Wald tritt in einzelnen Exemplaren oder kleinen Gruppen von mächtigen, artspezifisch entwickelten Bäumen der verschiedensten Arten in Erscheinung. Es manifestiert sich ein Ineinanderfließen von Natur und Kultur.

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